Am 18. Mai 1980 starteten Studenten und Bürger in Gwangju in Südkorea einen Aufstand gegen die US-gesponsorte Militärdiktatur und eine Bewegung für die Demokratisierung Koreas. Nach wenigen Tagen gelang es den Bürgern Gwangjus, die Militärs vorerst aus der Stadt zu vertreiben. Fünf Tage lang regierte sich das Volk im befreiten Gwangju selbst; sie hielten Versammlungen ab, diskutierten und praktizierten direkte Demokratie.
Dann, nur zehn Tage nach Beginn des Aufstandes, kehrten die Soldaten mit Gewalt in die Stadt zurück, und der Aufstand wurde von der koreanischen Militärdiktatur mit Billigung der USA brutal niedergeschlagen. Hunderte von Bürgern wurden in den Straßen zu Tode geprügelt oder mit Bajonetten von den Soldaten abgeschlachtet, tausende wurden verletzt oder in Gefängnissen gefoltert. Während die Opfer bis zum heutigen Tag noch körperlich oder seelisch leiden, wurde keiner der Verantwortlichen je zur Rechenschaft gezogen.
Neun Jahre später schockierte das Massaker am Platz des Himmlischen Friedens in Bejing die Weltöffentlichkeit, und Tiananmen bekommt noch heute viel Platz in den internationalen Medien. Die schrecklichen Ereignisse von Gwangju jedoch werden von den westlichen Medien ignoriert. Dabei war Gwangju das zentrale Ereignis, welches die Demokratisierung Südkoreas ermöglichte und einleitete. Zudem diente es als Vorbild für weitere Aufstände in Asien, von Burma bis Tiananmen, und auch der Arabische Frühling und die Occupy-Wallstreet-Bewegung sind direkt von Gwangju inspiriert.
Matthias Ley 2010